Gemeinsam durch die Krise: EUROIMMUN in Zeiten von Corona

Das Jahr 2020 hat uns alle überrascht. Was sich zunächst mit ersten ungewöhnlichen Krankheitsfällen in China ankündigte, entwickelte sich binnen weniger Monate zu einer globalen Pandemie. Die Corona-Krise hat sowohl Privat- und Berufsleben jedes Einzelnen als auch die Wirtschaft gehörig auf den Kopf gestellt. Viele Unternehmen standen vor nie da gewesenen Herausforderungen. Auch wir EUROIMMUNer haben in dieser Zeit eine besondere Aufgabe gemeistert, denn unsere Wissenschaftler starteten bereits im Dezember 2019 mit den ersten Vorbereitungen für die Forschung und Entwicklung eines Testsystems für SARS-CoV-2. Knapp sechs Monate später stand eine umfangreiche Produktpalette für die Diagnostik des Coronavirus zur Verfügung. Doch trotz frühzeitiger Vorbereitungen ahnten wir nicht ansatzweise, was da auf uns alle zukommt…

Die Anfangsphase der Pandemie – Testentwicklung und Auftragsboom
Als die genetische Sequenz des neuen Virus am 10. Januar 2020 veröffentlicht wurde, fiel der Startschuss für die Entwicklung der Testsysteme zur Diagnostik von SARS-CoV-2-Infektionen. Nur wenige Wochen später standen bereits die ersten EUROIMMUN-ELISA zur Verfügung – zwei Tests, mit denen Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut nachgewiesen werden können. Kurze Zeit später ergänzten wir unser Produktangebot um einen PCR-Test für den direkten Virusnachweis. Im März erhielten wir als einer der ersten europäischen Hersteller die CE-Kennzeichnung für die ELISA, wenige Tage später auch für den PCR-Test. Im Mai und Juni folgte die Notfallzulassung der US-amerikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA. Je stärker sich die Pandemie ausbreitete, umso mehr schnellten unsere Auftragszahlen für die Tests und die dazugehörigen Laborautomaten wie die EUROLabWorkstation in die Höhe.

Mit den ELISA-Testsystemen von EUROIMMUN können Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden

Der Lockdown – die Welt im Ausnahmezustand
Im Februar spitzte sich die Lage in Europa immer weiter zu. Nachdem die WHO den COVID-19-Ausbruch am 12. März zur Pandemie erklärt hatte, ging auch in Deutschland alles Schlag auf Schlag. Das öffentliche Leben kam weitestgehend zum Stillstand, zahlreiche Einrichtungen und Geschäfte mussten schließen, Schulen und Kindergärten durften nur in Notfällen eine Betreuung anbieten. Auch bei EUROIMMUN wechselten knapp 500 Mitarbeiter von heute auf morgen ins Homeoffice. Zudem mussten viele ihren Familienalltag und die Kinderbetreuung umorganisieren, was zeitversetzte Arbeitszeiten oder Freistellungen mit sich brachte. Durch die hohe Nachfrage an Coronatests stieg zeitgleich das Arbeitspensum in zahlreichen Abteilungen so stark an, dass es uns anfangs sehr viel Mühe kostete, den hohen Bedarf zu bedienen. Während die Kollegen entlang der Lieferkette auf Höchstleistung umstellten, konnten andere ihren gewohnten Tätigkeiten nicht mehr nachgehen. Besonders betroffen waren die Teams in den Betriebsrestaurants und  -kindergärten, die im Zuge des deutschlandweiten Lockdowns geschlossen wurden bzw. nur noch eine Notbetreuung anbieten durften. An vielen Stellen im Unternehmen kämpften wir mit zwei Extremen: viel zu viel oder wenig bis gar keine Arbeit.

Sofortmaßnahmen und internes Helferprogramm
Dieses Ungleichgewicht in der Arbeitsauslastung musste schnellstmöglich ausgeglichen werden. Zudem war es das größte Anliegen unseres Vorstands, negative Auswirkungen wie Kurzarbeit oder Kündigungen zu vermeiden. Darum ergriff er unmittelbar nach Anordnung des Lockdowns die Initiative und beauftragte das Personalmanagement, durch Querversetzung in andere Abteilungen den betroffenen Kollegen neue Tätigkeiten anzubieten. Damit sollten sowohl die Mitarbeiter unterstützt als auch die Lieferfähigkeit für unsere Kunden sichergestellt werden. Wir starteten das interne Programm „Kollegen helfen Kollegen“. Zunächst bauten wir einen Personalpool aus Kollegen der geschlossenen Bereiche oder Abteilungen mit reduziertem Arbeitsaufkommen auf. Denn auch Letztere sollten mit tage- und wochenweisen Einsätzen an den „Brennpunkten“ aushelfen, sofern die eigene Abteilung sie entbehren konnte. Alle Kollegen aus diesem Pool wurden je nach Bedarf eingeteilt – eine wirkliche Mammutaufgabe für das Personalteam, denn zahlreiche Abteilungen forderten täglich neue Unterstützung an. Hinzu kamen die Urlaubspläne, die Kinderbetreuung oder neu eingeführte Sonderschichten, die es zu berücksichtigen galt. Wenn dann noch jemand kurzfristig ausfiel, benötigte man einen Notfallplan für den Notfallplan. Doch der enorme Organisations- und Kommunikationsaufwand hat sich gelohnt! In den Abteilungen mit erhöhtem Arbeitsaufkommen wurden die Maßnahmen sehr begrüßt und dankend angenommen. Aber auch die Kollegen aus dem Pool – insbesondere aus den vorübergehend geschlossenen Abteilungen – waren glücklich, dass ihnen eine alternative Tätigkeit angeboten wurde. Etliche haben sich sogar freiwillig für einen Hilfseinsatz gemeldet und sind aus dem Homeoffice in die Produktion gewechselt. Durch die Einsätze in verschiedenen Abteilungen entstand eine Form von „Jobrotation“, die den Mitarbeitern viele interessante Einblicke in die Tätigkeit ihrer Kollegen ermöglichte. Einige haben sie sogar als das bislang größte, interne Weiterbildungsprogramm bezeichnet. Man hat sich nicht nur gegenseitig zu neuen Projekten inspiriert, es ist an vielen Stellen mehr Verständnis und eine ganz neue Anerkennung für die Arbeit in anderen Abteilungen entstanden. Insgesamt waren es knapp 170 Kollegen aus 66 Abteilungen, die ein regelrechtes „Jobhopping“ bewerkstelligt haben – manchmal wussten sie am Nachmittag noch nicht, wo sie am nächsten Morgen arbeiten würden.

Extern ausgelagerte Prozesse mussten Corona-bedingt inhouse abgewickelt werden. Dazu wurden die geschlossenen Räumlichkeiten des Betriebsrestaurants umfunktioniert.

Doch die Personalplanung war nur eine von vielen Herausforderungen. Als beispielsweise unser Logistikpartner ausfiel, beschlossen wir kurzerhand, unsere Kunden selbst zu beliefern. Als systemrelevantes Unternehmen blieb uns keine andere Wahl, als die Versorgung mit eigenen Mitteln sicherzustellen. Hier durften selbstverständlich nur Kollegen mit einem passenden Führerschein eingesetzt werden, die auch körperliche Belastungen beim Be- und Entladen auf sich nehmen konnten. Zusätzlich mussten geeignete Fahrzeuge im Fuhrpark sowie Transport- und Arbeitsbestätigungen organisiert werden – denn plötzlich durfte man nur noch mit Genehmigung die inländischen Grenzen passieren. Oft mussten also neben der Suche nach einem „freien“ Mitarbeiter weitere Kriterien für den reibungslosen Arbeitsablauf berücksichtigt werden.

Noch schwieriger wurde es, als einige extern ausgelagerte Arbeitsprozesse inhouse abgewickelt werden mussten, denn dafür benötigten wir zusätzliche Räumlichkeiten. Hierzu gehörte beispielsweise das Falten unserer Versandkartons. Dieser Arbeitsschritt wird normalerweise von einer regionalen Diakoniewerkstatt übernommen, die nun Corona-bedingt schließen musste. Für die interne Abwicklung wurde zusätzlicher Platz benötigt. Auch hier wurden wir kreativ, haben kurzerhand die Räumlichkeiten des geschlossenen Betriebsrestaurants umfunktioniert und die langen Tische als „Faltstraßen“ genutzt.
Zudem erschwerten die besonderen Hygienevorschriften in den Arbeitsstätten die allgemeinen betrieblichen Abläufe. Um die Standards einhalten zu können, wurden beispielsweise neue Schichten eingeführt, damit die Mitarbeiteranzahl im Gebäude reduziert und die Abstände eingehalten werden konnten. Zusätzlich wurde in einigen Abteilungen spezielle Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt.

Schritt für Schritt zurück zur Normalität
Nach knapp vier Monaten im Ausnahmezustand kehrt allmählich der Alltag zurück. Anfang Juni durften Gastronomie und Kinderbetreuungseinrichtungen unter strengen Hygienevorschriften wieder öffnen. Auch wir EUROIMMUNer haben ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet, sodass die geschlossenen Abteilungen ihre Tätigkeiten wieder aufnehmen konnten. Die Betriebsrestaurants boten zunächst einen Lieferservice in die Abteilungen an, seit Mitte Juli ist das Essen vor Ort ebenfalls wieder möglich. Die Mitarbeiter kehren aus dem Homeoffice in die Büros zurück und auch die Spielplätze unserer Betriebskindergärten füllen sich langsam mit Leben. Die EUROIMMUN Academy empfängt wieder Kunden, die in kleinen Gruppen, geschützt durch Glaswände, Produktschulungen erhalten.

Danke!
Krisenzeiten verbinden – auch die Corona-Pandemie hat uns gelehrt, was wirklich zählt. Uns EUROIMMUNer hat diese Ausnahmesituation zusammengeschweißt und gezeigt, wieviel wir auch unter schweren Bedingungen gemeinsam erreichen können. Mit gegenseitiger Unterstützung, Hilfsbereitschaft, Kommunikation und Teamwork konnten wir letztlich alle kleinen und großen Herausforderungen meistern. Alle Mitarbeiter haben einen außerordentlichen Arbeitseinsatz, großes Engagement und eine unglaubliche Flexibilität bewiesen. Das ist nicht selbstverständlich – EUROIMMUN weiß das zu schätzen und ist allen Kollegen sehr dankbar!

Gemeinsam haben wir die Krise gemeistert und können stolz auf den wichtigen Beitrag sein, den wir – besonders in diesen Zeiten – für die weltweite Gesundheit leisten.

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