Erdnuss-Allergien: Gleich, aber doch anders

Zwei Kinder, Lisa und Tom, werden am gleichen Tag bei einem Allergologen mithilfe eines Hauttests auf mögliche Nahrungsmittelallergien getestet, weil sie verschiedene Symptome, wie Kribbeln im Mund, Hautausschlag und Übelkeit zeigen. Der Allergietest ergibt in beiden Fällen eine deutliche Immunreaktionen auf Erdnuss-Extrakt – ein Diagnostikum, das aus der ganzen Frucht gewonnen wird und alle Erdnuss-Allergene enthält. Für die Kinder bedeutet das Ergebnis zunächst, dass sie in Zukunft jeden Kontakt mit Erdnüssen vermeiden und ein Notfall-Set bei sich haben sollten. Denn Erdnuss-Allergien zählen zu den häufigsten Ursachen für Anaphylaxie, einer schweren systemischen Reaktion des Körpers auf ein Allergen, die von Hautreizungen über Krämpfe und Erbrechen bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch (anaphylaktischer Schock) reichen kann. Von Lisa und Tom sowie ihren Eltern verlangt die Diagnose eine enorme Umstellung und Umsicht im Alltag. Die Angst vor fatalen Folgen, weil in Lebensmitteln Spuren von Erdnüssen enthalten sein könnten, schränkt die Lebensqualität der Kinder und ihrer Familien deutlich ein.

Doch obwohl sich das gleiche Resultat im Test ergeben hat, sind die Allergien der zwei Kinder ganz unterschiedlich – eine Tatsache, die die Extrakt-basierte Diagnostik nicht erkennen lässt. Sie kann nämlich nicht anzeigen, ob bei einem Kontakt mit dem Allergen tatsächlich schwere Reaktionen wie ein anaphylaktischer Schock zu erwarten sind. Nur aus den Ergebnissen einer differenzierten Diagnostik auf Basis einzelner Allergenkomponenten (definierte Partialallergene, DPA) lassen sich Rückschlüsse auf die Schwere der Allergie ziehen.

Die Allergenquelle „Erdnuss“ setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, auf die ein Mensch sensibilisiert sein kann und bei Kontakt auf unterschiedlich starke Weise allergisch reagiert. Sensibilisierungen auf spezifische Komponenten wie Ara h1, h2, h3 oder Ara h6, h7 oder h9 bergen ein hohes Risiko für schwere systemische Reaktionen, während eine Immunreaktion auf die Komponente Ara h8 in der Regel auf eine Kreuzreaktion mit der Birkenpollen-Komponente Bet v1 zurückzuführen ist. Die Kreuzallergie äußert sich üblicherweise durch mildere Symptome im Bereich des Mundes (orales Allergie Syndrom).

Die Kinder wurden in einem weiteren Schritt erneut untersucht und entnommene Serumproben mit dem neuen Immunblot EUROLINE DPA-Dx Erdnuss 1 getestet. Der neue EUROLINE DPA-Dx Erdnuss 1 differenziert Sensibilisierungen auf sieben verschiedene Erdnuss-Komponenten (Ara h1, h2, h3, h5, h6, h7, h9) und die Birkenpollen-Komponente Bet v1 (kreuzreaktiv mit Ara h8):

Case Report Peanut Allergy_DE

 

Lisa ist gegen die spezifischen Komponenten Ara h1, Ara h2, Ara h3 und Ara h9 sensibilisiert und wird weiterhin ein Notfall-Set zur schnellen medizinischen Versorgung im Falle eines Kontakts mit Erdnüssen und eines möglichen anaphylaktischen Schocks bei sich tragen müssen. Tom zeigt jedoch ausschließlich gegen Bet v1 eine Antikörperreaktion und ist nur aufgrund einer Kreuzreaktion allergisch auf Erdnüsse. Er ist somit kein „echter“ Erdnuss-Allergiker und eine ernste Gefahr systemischer Reaktionen nach Kontakt mit der Nuss besteht für ihn nicht. Große Umstellungen und Einschränkungen im alltäglichen Leben sind für ihn glücklicherweise nicht nötig.

In der Extrakt-basierten Diagnostik gleich erscheinende Sensibilisierungen können also durch die moderne Allergiediagnostik auf Basis definierter Partialallergene deutlich differenzierter betrachtet werden. Dies ermöglicht eine verbesserte und zielgerichtete Therapie und eine, für jeden Patienten individuelle Risikobewertung bezüglich schwerer allergischer Reaktionen.

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